Zistern: Beschreibungs- und Katalogisierungsaspekte
Andreas Michel
Die Instrumentenbeschreibungen folgen prinzipiell dem nachstehenden Schema. Zugrunde liegen dabei als Prämissen und Festsetzungen:
Lokalisierungen Lokalisierungen basieren auf der seit Sachs üblichen anthropomorphen Instrumentenbetrachtung: "vorn" = Deckenebene; "links" = von der Hinter- bzw. Untersicht aus gesehen; "unten" bezieht sich immer auf den Korpusboden oder den Unterklotz.
Maßangaben Sämtliche Maßangaben beziehen sich auf den Ist-Zustand, unabhängig von offensichtlichen Beschädigungen oder nachträglichen Veränderungen. Eindeutig erkennbare Sollmaße, d.h. feststellbare Originalgrößen, sind als solche ausgewiesen und stehen in []-Klammern. Die Maßangaben für Korpuslängen und -breiten meinen, wenn nicht anders ausgewiesen, immer die äußeren Maße.
Hypothesen Hypothetisch ermittelte Maße, d.h. vor allem Maße, die auf Grund fehlender Bauteile nur errechnet oder geschätzt werden konnten, stehen in [ ]-Klammern. Bei Bünden und anderen Bauteilen, die nicht exakt eingepaßt wurden oder Ungenauigkeiten aufweisen, geben die Messungen der Bundabstände Mittelwerte bzw. offensichtlich intendierte Werte an. Das gleiche gilt für die Mensuren, wenn sich die Steglage nicht exakt ermitteln läßt.
Angaben zu Saitenmaterial und Stimmung erfolgen nur, wenn die historische Authentizität gegeben ist. Auf hypothetische Zuweisungen, wie sie Georg Kinsky 1912 versuchte, wurde verzichtet. Die Untersuchung des noch vorhandenen, möglicherweise ursprünglichen Saitenmaterials konnte im Rahmen der Katalogisierung nicht geleistet werden.
Für die Kriegsverluste wurden die Daten, einschließlich der gerundeten Maßangaben in cm, dem Katalog von Georg Kinsky (1912) entnommen, allerdings finden sich dort keine Angaben zu Saitenmensuren. Soweit möglich, wurden diese piktogrammetrisch als Näherungswert ermittelt.
Lage von Korpusbreiten, Schallochlage Die Schallochlage und die Lage der maximalen und minimalen Korpusbreiten  werden in bezug auf die Korpuslänge angegeben. Der Abstand wird vom unteren Decken- bzw. Korpusende gemessen.
Materialangaben Die Materialangaben von Holzarten beruhen auf makroskopischen Beobachtungen. Sie sind weitgehend hypothetisch, bezeichnen also eine bestimmte Richtung oder Ähnlichkeit. Schwer bestimmbare Materialien, insbesondere bei Stegen, Sätteln oder Belegen wurden zusätzlich mit Fragezeichen versehen.
Maßanalyse Bei der Angabe von Maßen wird keine Unterscheidung zwischen definitorischen (im Instrumentenentwurf offensichtlich festgelegten) und akzessorischen (sich aus der handwerklichen Arbeit z.T. intuitiv ergebenden) Werten getroffen. Dieser, für die Analyse sehr wichtige Aspekt konnte aufgrund des quantitativ nicht ausreichenden Materials hier nicht ausgeführt werden.
Im einzelnen unterliegen die Beschreibungen folgendem Schema:
  Bezeichnung des Instruments
Herstellungszeit und -ort, Erbauer, Herstellerschule
Signaturen von Hersteller und Besitzer
Inventarnummer
Beschreibungsapekte
Mensuren Saitenmensur (= schwingende Saitenlänge); bei Instrumenten mit beweglichem Steg bzw. nicht eindeutig erkennbarer Stegposition werden die Mensuren aus der Mensur des Oktavbundes ermittelt; dabei wird unterstellt, daß dieser als reine Oktave (= 1200 Cent) intendiert war
Halsmensur (Abstand zwischen Sattel und Korpusbeginn)
Anzahl der Saiten
Saitenzahlen pro Chor
Saitenabstand:
Saitenabstand 1.- n. Saite (Chor) am Obersattel
Saitenabstand 1.- n. Saite (Chor) am Steg
Saitenmaterial (nur, wenn originales Material vorliegt)
Stimmung
mittlere Saitenhöhe über dem Oktavbund
mittlere Saitenhöhe (= Abstand zwischen Decke und Beginn der Saiten) über der Decke am Untersattel
Griffbrett Griffbrettform; in der Regel flach; bei gewölbten Griffbrettern Wölbungshöhe am Griffbrettende gemessen
Material
Griffbrettlänge; vom Obersattel (= 0.-Bund) gemessen; wenn das Griffbrett über den Obersattel hinaus auf den Wirbelkasten reicht, steht das Totalmaß in ()
Griffbrettbreite am Obersattel
Griffbrettbreite unten
Griffbrettbreite am Oktavbund
Griffbretthöhe (= -stärke)
Wölbung
Lage des 8°-Bundes bzw. Nr. des Bundes am Korpusrand
Klammerprofil
Tonskala-Kennzeichnung
Bünde Anzahl; davon auf Griffbrett und auf Decke
Material (Griffbrett/Decke)
Anbringungsart; in der Regel sind die Bünde in das Griffbrett eingelegt; Holzbünde auf der Decke sind in der Regel angeleimt
Bundbreite (wenn abweichend von der Griffbrettbreite)
Bundabstände B1 ... Bn; gemessen vom Obersattel zu Bundstäben
zum Vergleich oder bei Instrumenten, die zum Zeitpunkt der Bearbeitung keine Besaitung zuließen, wurden die Intervallgrößen aus den gemessenen Bundabständen B1 ... Bn errechnet
Korpus Formart (siehe "Organologische und terminologische Definition")
Gesamtlänge des Instruments; einschließlich Sattelknopf
Korpuslänge (= in der Regel Deckenlänge); wenn nicht gesondert ausgewiesen, äußere Korpuslänge
max. Korpusbreite (= Mittelwert aus Breite von Decke und Boden)
bei Instrumenten mit Ober- und Unterbügel:
- max. Korpusbreite Oberbügel
- min. Korpusbreite zwischen Ober- und Unterbügel
- max. Korpusbreite Unterbügel
Korpustiefe am Schalloch
Korpushöhe
Lackierung
Decke Material
Deckenlänge [wenn nicht mit Korpuslänge identisch]
Deckenbreite [wenn nicht mit Korpusbreite identisch]
Deckenstärke
Wölbungshöhe der Decke
Randeinlagen/Zierspäne
Kehlung der Decke
Deckenüberstand (Mittelwert)
Einlagen
Deckenüberstand
Dekor
Beleistung / Lage der Leisten zur Deckenlänge (von unten gemessen)
Lackierung
Schallöcher Schallochdurchmesser
Schallochlage (von unten gemessen)
Verhältnis zur Korpuslänge (von unten)
Verhältnis zur Korpusbreite (von unten)
Verhältnis zur Mensur
Rosetten
Zargen Material
Anzahl
Zargenhöhe (= Zargenbreite); immer senkrecht zur Decke gemessen
Zargenhöhe am Oberklotz
Zargenhöhe an der Taille
Zargenhöhe am Unterklotz (Knopf)
Änderungsverlauf der Zargenhöhe (= Verhältnis von Zargenhöhe am Oberklotz zur Zargenhöhe am Unterklotz)
Zargenstärke
Randeinlagen/Zierspäne
Reifchen
Zargenzusammenschnitt
Stützklötzchen zwischen den Querrippen von Boden und Decke
Befestigungsart des Bodens an Ober- und Unterklotz
Neigungswinkel zur Deckenebene (wenn nicht 90°)
Boden Material
Bodenlänge [wenn nicht mit Korpuslänge identisch]
Bodenbreite [wenn nicht mit Korpusbreite identisch]
Bodenstärke
Berippung
Bodenüberstand (Mittelwert)
Randeinlagen, Zierspäne, Dekor
Wölbungshöhe des Bodens
Hals Material
Formart; in der Regel reichen die Hälse nicht über die volle Griffbrettbreite, d.h., sie liegen diskantseitig unter dem Griffbrett
Halslänge (= Abstand zwischen Sattel und Korpusbeginn)
Halsbreite oben/unten
Stellung des Halses (= Neigungswinkel von Hals und Wirbelbrett); bei Wirbelkästen mit Flankenwirbeln wird als Neigungsebene die gedachte Gerade zwischen 1. und letzter Lochbohrung angenommen
Befestigungsart des Halses
Profilleistchen am Halsansatz
Wirbelkasten /
Wirbelbrett /
Mechanik
Form
Größe (= lichte Außenmaße L x B x H)
Obersattel
Anzahl der Wirbel
Wirbelform
Material
Wirbelstellung
Saitenbefestigung am Wirbel (Wirbel gelocht oder geschlitzt)
Mechanik
Beschlag
Schnecke / Kopfplatte
Saitenhalter Material
Saitenhalterform
Saitenaufhängung
Saitenhalterverdeck
Befestigungsart des Saitenhalters
Untersattel
Steg Stegform
Material
Stegmaße (L x B x H)
Steglage in bezug auf Korpuslänge/-proportionen
Stegeinlage
Herkunft Angaben über Erwerb und Vorbesitzer
Frühester Nachweis  
Literaturnahweise  
Abbildungsnahweise  
Auslagerungen Die Angaben zur Kriegsauslagerung benennen den Auslagerungsort in den Jahren 1942/43; die in Klammer stehenden Ziffern beziehen sich auf die Auslagerungsbehältnisse.
 
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© STUDIA INSTRUMENTORUM MUSICAE 2000